Das spirituelle Herz

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Das spirituelle Herz ist eines der Hauptchakren. Es handelt sich dabei also um eine Kreuzung der Energiewege, die sich in der Mitte der Brust befindet. Das spirituelle Herz ist für mich der Haupteingang zu meiner inneren Welt, das heißt hier ist der Treffpunkt von zwei Welten: der äußeren Welt, der Welt des Körpers, und der inneren Welt, der Welt der Seele. Ich meditiere, wie übrigens alle Schüler von Sri Chinmoy, auf dieses Zentrum und versuche mich auch tagsüber dort “aufzuhalten”, und zwar so, dass ich mein „Ich-Gefühl“ nicht in meinem Kopf leben lasse, sondern in mein Herz bringe. Am Anfang fand ich es sehr einfältig und unsinnig, mir in meinem Herzen zum Beispiel eine Blume vorzustellen und als vernünftiger Erwachsener meine Zeit damit zu vergeuden, mit dieser Blume zu spielen oder mich im Herzen auszudehnen. Aber das war die Aufgabe und ich machte es einfach, denn ich war neugierig, wohin das alles führen würde.

Inzwischen hat sich meine Meditationsaufgabe ausgedehnt. Denn heute konzentriere ich mich nicht mehr nur während meiner stillen Meditation auf mein Herz, vielmehr versuche ich, den ganzen Tag über mein Leben vom Herzen und nicht von meinem Kopf führen zu lassen. Das könnte ich als eine meditative Einstellung bezeichnen. Je besser ich meine Gedankenwelt beherrschen kann, desto leichter fällt es mir, in meinem Herzen zu sitzen. Umgekehrt kann ich meinen Verstand um so besser beherrschen, je mehr Zeit ich im Herzen verbringe. Wenn man die Fähigkeit bekommt, im Herzen zu leben, zu arbeiten und das Herz als Hauptzentrum zu verwenden, dann wird man schließlich die Gedanken und später den ganzen Verstand beherrschen.
Wenn wir zu meditieren beginnen, werden wir anfangen, unser spirituelles Herz zu fühlen. Als Anfänger fühlte ich es wie ein winziges Nest in der Mitte meiner Brust, das ich am ehesten als “Kraftfeld” bezeichnen könnte. Dieses Kraftfeld hatte zu Beginn die Größe eines Nestes und dehnte sich langsam aus, wurde immer größer und größer. Die Sache mit der Größe ist sehr ungewöhnlich, weil ich zwar die Worte kleiner oder größer gebrauche, aber das spirituelle Herz wird nicht durch Wände begrenzt. Das ist interessant, denn ich spüre, wie es immer größer wird, bis mir schließlich klar wird, dass es ohne Ende ist. Man kann es nicht eingrenzen, es ist grenzenlos. Daher findet dort alles seinen Platz, alles wird aufgearbeitet, alles wird umgewandelt und ruht schließlich in Frieden.

Wegen seiner Grenzenlosigkeit ist unser spirituelles Herz wertvoller als unser Verstand. Wenn wir mit unserem Verstand sehr viele Probleme aufarbeiten müssen, führt das wegen seiner endlichen Kapazität früher oder später zu einem Energiestau, der sich zum Beispiel als mentale Müdigkeit, Stress, Kopfschmerzen oder durch andere vergleichbare Zustände äußert. Wenn wir die Probleme im Verstand lösen wollen, werden sie immer vielfältiger. „Wir machen uns Sorgen” – wie es die deutsche Sprache sehr treffend ausdrückt. Wenn man aber fähig ist, den überwiegenden Teil des Tages im Herzen zu verbringen, dann schmelzen die Probleme in das Herz hinein und lösen sich von selbst, ohne Gedanken, ohne überflüssiges Grübeln. Die mentale Müdigkeit und die daraus stammenden Kopfschmerzen existieren einfach nicht.

Früher war ich jeden Freitagabend sehr müde und es rauschte in meinem Kopf. Es herrschte ein richtiger Lärm in ihm. Dann ging ich nach Hause und war sehr leicht reizbar. Wenn die Kinder die Tür hinter sich laut zuschlugen oder sehr laut waren, war ich empört, weil man doch zu Hause seine Ruhe haben wollte, wenn man schon die ganze Woche lang der Familie zuliebe herumläuft. Meine Frau versuchte mir zu helfen und beruhigte die Kinder mit den Worten  “der arme Papa arbeitet so viel!”. Nach dem dritten oder vierten Bier verschwand dann das Lärmen und alles wurde friedlich. Das war die Art, wie ich früher zu innerem Frieden kommen wollte. Als ich ein paar Jahre meditiert hatte, fuhr ich einmal mit meiner Frau am Freitagabend von der Praxis nach Hause. Im Auto bemerkte ich, dass in meinem Kopf das Rauschen und Lärmen verschwunden war, aber trotzdem war es da. Es begleitete mich und war irgendwie neben mir, über meiner Schulter, aber nicht mehr in mir, und so kam es wie früher mit mir nach Hause, aber es störte mich nicht mehr. Ich berichtete dies meiner Frau, die mich damals wie auch heutzutage manchmal eindringlich davor warnte, über diese Erfahrungen öffentlich zu sprechen, denn sonst – so ist sie überzeugt – wird die Diagnose der Zuhörer bzw. Leser eindeutig sein. Das gleiche Erlebnis hatte ich noch an zwei weiteren Wochenenden, in zunehmend geringerem Maße, und dann eigentlich nie mehr. So verließ mich die mentale Müdigkeit und mit ihr auch die damit zusammenhängenden Kopfschmerzen ein für alle Mal.

Mit Hilfe des spirituellen Herzens ist man auch fähig, sich Dinge zu merken. Leider bin ich noch kein Meister, ich weiß nicht, wie das spirituelle Herz in seiner Ganzheit funktioniert, aber aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen kann ich behaupten, dass ein Zustand kommt, in dem das spirituelle Herz alle Fähigkeiten des Verstandes übertrifft, ja alle seine Aufgaben übernehmen kann. Zu Beginn meiners spirituellenLebens wollte ich die Kontrolle über meinen Verstand sehr schnell, ja drastisch, gewaltsam erlangen. Das war nicht richtig, aber ich tat es. Unter anderem stoppte ich fast jeglichen Zufluss neuer Informationen in meinen Verstand. Das betraf alles mögliche, zum Beispiel Zeitungen und Fernsehen. Aber ich stellte auch meine berufliche Weiterbildung für ein paar Jahre ein. Dann versuchte ich doch zu Kongressen zu gehen, aber ich fühlte mich dort sehr unwohl und floh bereits in der ersten Pause nach Hause. Aber irgendwann meldete sich mein Gewissen und gab mir zu verstehen, dass ich es den Patienten, die sich vertrauensvoll in meine Hände begaben, schuldig bin, auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu bleiben. Daher beschloss ich, zu Kongressen zu gehen und dort bis zum Ende auszuharren, auch wenn ich dort die ganze Zeit nur meditieren wollte. Es spielte sich dann so ab, dass ich die ganze Zeit in meinem Herzen “saß” und von dort aus in die Welt schaute und dabei den Vortragenden ohne begleitende Gedanken gleichgültig zuhörte. Ich habe mich wirklich erholt und verließ den Kongress, ohne ein einziges Wort notiert zu haben. Am kommenden Tag nahm ich verblüfft zur Kenntnis, dass ich alles, was vorgetragen wurde, wusste und mich perfekt an die meine Arbeit betreffenden Informationen erinnerte. Während meiner Arbeit fiel mir dann zum Beispiel ein, dass ich dies oder jenes nicht so machen durfte, weil dieser und jener Vortragende beim Kongress darüber referiert hatte. Das hat mir so sehr gefallen, dass ich von nun an regelmäßig Kongresse besuchte. Es ist wunderbar, dazusitzen und nicht nur den Vortrag, sondern auch den Vortragenden in sich einzusaugen. Alles, auch jede Person kann in einem erhalten bleiben, weil man von den Gedanken nicht abgelenkt wird. Man saugt also alles wie ein Schwamm in sich ein.

Mit dieser Methode lernen eigentlich auch die Kinder. Der Verstand der kleinen Kinder ist noch nicht besonders strukturiert, er beginnt sich erst mit 12-14 Jahren stark zu organisieren. Davor leben die Kinder in ihrem Herzen. Deshalb haben sie keine Vorurteile, sie akzeptieren alles und sind mit jedermann befreundet. Deshalb identifizieren sie sich mit ihren Eltern und halten sie für perfekt. Kleinkinder in der Grundschule haben noch keinen wohlorganisierten Verstand. Sie speichern die Informationen nicht durch den Verstand mit Hilfe des Kurzzeitgedächtnisses, sondern durch ihre Herzen unmittelbar im Langzeitgedächtnis. Derartiges Lernen kann nicht als mentale Arbeit angesehen werden, sondern es ist ein Spiel, genauer gesagt ein Identifizierungsspiel mit dem Lernmaterial und mit dem Lehrer selbst. Die Kinder wissen nicht, was sie wissen bzw. was sie nicht wissen. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich nach der vierten Klasse eine Aufnahmeprüfung bestehen musste, bevor ich in die fünfte Klasse zugelassen wurde. Zuhause fragte man mich, ob ich in den verschiedenen Themen sattelfest wäre, aber ich hatte keine Ahnung. Ich war einfach unfähig, die Dinge, die ich wusste, aus mir herauszubringen, oder besser gesagt, ich wusste – vom Gesichtspunkt des Verstandes – nicht, dass ich die richtigen Antworten kannte. Während der Prüfung stellte die Lehrerin verschiedene Fragen an mich und weil sie lieb war und mich anlächelte, konnte ich alles beantworten. In späteren Jahren habe ich als Kind oft überlegt, warum ich nichts wusste, wenn ich Angst hatte, dafür aber alles wusste, wenn man freundlich zu mir war. Die Antwort ist einfach: wenn man Angst hat, schließt sich das Herz, und das Kind wird stumm. Freundlichkeit und Liebe öffnen das Herz, das Kind wird mitteilsam. Wenn es jemandem gelingt, das spirituelle Herz zu öffnen, erhält er wieder viele Fähigkeiten zurück, über die er als Kind verfügte, wie zum Beispiel das sorgenlose, freie, selbstvergessene Spiel. Das wäre eigentlich keine schlechte Sache.

Das spirituelle Herz ist als Teil der inneren Welt nicht zeitgebunden. Deshalb ist die Führung des spirituellen Herzens unübertrefflich vollkommener als die des Verstandes, weil der Verstand zeitlich gesehen sehr beschränkt ist. Der Verstand kennt die Zukunft nicht, er sieht nur die Gegenwart und die unmittelbare Vergangenheit. Der Verstand führt uns mit Hilfe der Gedanken, die wegen der unsicheren Zukunft im Morast der Zweifel ertrinken. Wir sind nicht fähig, die Auswirkungen unserer Entscheidungen auf zehn Jahre, auf ein Jahr, ja manchmal sogar bis zum nächsten Tag einzuschätzen. Wenn man gelernt hat, im Herzen zu leben, wird man von den Gefühlen geleitet. Diese Führung ähnelt ein wenig der „Weisheit” der Tiere, denn weder das Tier, noch der Mensch braucht, um diese Führung zu haben, einen Verstand. Natürlich gibt es da einen großen Unterschied, weil sich beim Menschen der intuitive Verstand durch den physischen Verstand durchsetzen muss, weshalb der von dort stammende Befehl nicht blind ausgeführt wird, sondern zuerst intellektuell aufgearbeitet und erst mit Einwilligung des freien menschlichen Willens ausgeführt wird oder eben auch nicht. Jedenfalls, die Gefühle des spirituellen Herzens sind die Sprache der inneren Weisheit, die Erscheinung der sogenannten „Innere Stimme”.

Die Ratten verlassen – ohne zu wissen, warum – massenhaft die Stadt und am darauffolgenden Tag bebt die Erde. Der Mensch bleibt im Haus, er ist nicht so dumm, im Wald zu schlafen. Daher fällt dann ein Ziegel auf seinen Kopf. Nehmen wir zum Beispiel die wunderbare Familie der Bienen, wo eine jede weiß, was sie zu tun hat. Genau genommen wissen es die Bienen nicht, aber sie tun es, weil sie es spüren. Das kann auch mit uns so funktionieren: wir könnten fühlen, was wir tun müssen. Dieser Vergleich mag heutzutage wissenschaftlich nicht standfest sein, da die Tiere andere bekannte und noch unbekannte Wahrnehmungen besitzen. Aber könnte nicht die Zeit kommen, wenn auch unsere innere Wahrnehmungen messbar, das heißt wissenschaftlich erklärbar werden? Unser Verstand kann das noch nicht einsehen, aber wir können trotzdem lernen, im Herzen zu fühlen, was in ein paar Jahren erst eintreffen würde, wenn wir bestimmte Handlungen setzen würden. Wenn eine meiner Handlungen ein schlechtes Ergebnis zur Folge hätte, dann spüre ich das bereits vor der Handlung. So können wir mit unseren Gefühlen Entscheidungen, die unangenehme Folgen nach sich ziehen, vermeiden, wenn wir fähig werden, auf unsere Gefühle zu hören und ihnen zu gehorchen.

Am Anfang sind wir entweder nicht fähig, unsere Gefühle rein zu empfangen, oder wenn wir sie spüren, lassen wir nicht zu, dass unser Verstand von seinem logischen Ziel abweicht. Der Verstand berechnet und weiß alles, und dann diktiert er, dass wir dies oder jenes zu tun haben. Von Kindheit an sind wir darauf dressiert, unseren Willen um jeden Preis durchzusetzen. Daher ist es unvorstellbar    schwer, den Willen, der gewohnt ist, dem logischen Prozess zu folgen, plötzlich gegen ein Gefühl auszutauschen. Es ist deshalb besonders schwer, weil man dem Gefühl noch nicht traut, da es noch ein neuer Bereich ist. Es gibt noch keine Erfahrung, keinen Beweis, dass das Gefühl sicherer wäre als die gewohnte Logik. Das Gefühl ist logisch nicht kontrollierbar, man muss ihm also blind vertrauen. Das ist wie eine Form des Gehorsams. Ein Kind weiß nicht, warum es gehorsam sein muss, aber es ist gehorsam, weil es den Eltern vertraut. Hier ist es das gleiche, ich bin gehorsam, weil ich den Fähigkeiten meines inneren Führers vertraue. Deshalb ist das spirituelle Leben auf dem Wege des Herzens eine Art von innerem Gehorsam.

Wir müssen also lernen, auf die Gefühle unseres spirituellen Herzens zu hören. Als ich bereits zwei Jahre lang meditiert hatte, verkaufte ich das große Haus, das immer eine wichtige Rolle bei meinem Traum von künftiger Weltberühmtheit gespielt hatte. Das geschah eigentlich deshalb, weil ich einmal während der Arbeit eine Intuition hatte, dass ich das Haus verkaufen sollte. Es war interessant, denn ich hatte eigentlich keinerlei Anlass, mich von dem Haus zu trennen, und dann – ohne scheinbaren Grund – spürte ich plötzlich den unbeirrbaren Drang, das Haus zu verkaufen. Als ich mir den Verkauf des Hauses vorstellte, fühlte ich mich glücklich und frei. Ich schrieb mir auf, unter welchen Voraussetzungen ich das Haus verkaufen wollte. Ein einziger Käufer kam, aber auf seiner Liste standen die gleichen Punkte wie auf meiner Liste. Dann mieteten wir eine Wohnung und wollten in einem Dorf, in dem wir einen Garten besaßen, ein Haus bauen. Ich kaufte ein Fertighaus, alles war vorbereitet, ich musste nur noch den Vertrag unterschreiben. Nach der Arbeit brach ich mit dem Auto auf, um mich – wie vereinbart – mit den Maklern zu treffen und meine Unterschrift unter den Vertrag zu setzen. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir passierte, aber ich konnte einfach nicht dorthin fahren. Bei jeder Kreuzung fuhr ich in eine falsche Richtung, ohne zu wissen warum, und ich spürte nur, dass mir übel sein würde, wenn ich vorwärts fahre. Etwas zog meine Hand weg. Ein sehr schlechtes Gefühl überkam mich. Ich musste nach Hause fahren. Seither habe ich nie wieder eine so starke, sogar gewaltsame Führung gespürt. Diese Einmischung war für mich ganz neu, ich konnte damit nichts anfangen, das erlebte ich hier zum ersten Mal. Für den nächsten Tag vereinbarte ich einen neuen Termin und jetzt fuhr ich mit der U-Bahn, um den Vertrag sicher unterschreiben zu können. Dann vergingen drei oder vier Wochen, als ich von einem Immobilienmakler angerufen wurde, der ein einzigartiges Haus für mich gefunden haben wollte. Ich lehnte ab, da ich ja inzwischen schon ein Haus besaß, aber er flehte mich an, es mir doch wenigstens anzuschauen, das würde ja nichts kosten. Als ich dann tatsächlich zu dem Haus fuhr, spürte ich sofort, dass es unser Haus war. Inzwischen haben wir 10 Jahre dort gewohnt. Der Ort, der Preis, alles war ideal. Ich hatte keine andere Wahl und kündigte den Vertrag mit dem Fertighaus. Die Kündigungskosten beliefen sich auf 150.000 Schilling. Von nun an fing ich an, Gefühle ernst zu nehmen, aber immer noch machte ich sehr oft Fehler, und daher war es nicht das letzte Mal, dass ich Lehrgeld zahlen musste.

Oft kommt es vor, dass man etwas aus dem Verstand oder aus seinen Trieben heraus tun will, nur weil man es für richtig hält, ohne dabei aber etwas im Herzen zu spüren. Da muss man auf das Gefühl warten, was sehr schwer ist, weil der Verstand und mehr noch das Vitale sehr ungeduldig sind. “Tue es jetzt, tue es jetzt, wenn du es jetzt nicht machst, dann ist die Chance dahin, das Leben verrinnt.” Man muss lernen, abzuwarten, bis man vom Gefühl geleitet wird, weil man nur so Handlungen vermeiden kann, die man später bereut. Wenn das Herz schneller fühlt als der Verstand denkt, herrscht Frieden und Glück, sagt mein Meister. Das heißt, wenn mein Herz nicht schnell genug ist, muss mein Verstand abwarten. Es ist bekannt, dass unsere Grübelei über frühere Fehler und deren tausendfache Aufarbeitung einer der Hauptzerstörer unseres Friedens ist. Wie oft haben wir schon gedacht: “Was wäre geschehen, wenn es nicht so gewesen wäre, wenn mir etwas früher eingefallen wäre, wäre heute mein Leben ganz anders”, usw. Das kennen wir. So etwas kann einen zugrunderichten. Aber wenn wir jetzt den Anweisungen unseres Herzens folgend keine Fehler mehr begehen, dann wird unsere Zukunft nicht nur erfolgreich, sondern auch friedlich sein. Dann bleiben wir glücklich, auch wenn es so aussieht, als ob wir etwas versäumt hätten, denn wir stehen unter dem Schutze und der sicheren Führung unseres Herzens. Der Verstand stellt die Entscheidungen des Herzens nicht in Frage, er grübelt nicht darüber nach. Das ist der Vorteil des inneren Gehorsams.
Es gibt das äußere Wissen und die innere Weisheit. Das äußere Wissen ist das lexikale Wissen bzw. intellektuelles Wissen, und es hat seinen Sitz im Verstand. Die innere Weisheit wohnt in unserem inneren Wesen, man nennt sie Intuition, eine Stufe oberhalb des physischen Verstandes. In unserem Fall ist das spirituelle Herz das Tor, durch das wir Zugang zur Intuition erhalten. Die innere Weisheit ist einfach nur hier, erscheint plötzlich, existiert. Man kann sie nicht mit Gedanken oder besonderer Technik lenken oder hervorbringen. Im Gegenteil. Das äußere Wissen verstellt den Weg zur inneren Weisheit. Wenn man sich Gedanken macht, arbeitet man mit der Methode der Analyse und Synthese, man schließt das Tor zur inneren Weisheit. Deshalb verbirgt sich die innere Weisheit hinter dem Verstand. Besser gesagt, kann sie erst in der Stille des Verstandes in den Vordergrund treten.

Die Öffnung und die Ausdehnung des spirituellen Herzens geht nicht mit der Einengung des Verstandes einher. Überhaupt nicht. Das spirituelle Herz übernimmt einen bestimmten Aufgabenkreis unseres Wesens, ohne dabei die Oberhoheit des Verstandes zu verletzen. Es kommt sogar ganz im Gegenteil zu einer Ausdehnung des Verstandes. Man kann sich das so vorstellen: Am Anfang spürt man einen kleinen Teil des Herzens, der sich durch unsere regelmäßige Meditation und unser ständiges Bestreben mit dem Verstand in Verbindung setzt. Der Verstand kann also das Herz wahrnehmen. Es ist, wie wenn zwischen meinem Kopf und meinem Herzen ein Pfad wäre. Mit der Zeit verstärkt sich diese Verbindung, dehnt sich aus und wird wie eine breite Autobahn. Wie zwei Metropolen aufgrund ihrer Nähe und ihres engen Kontaktes ineinander wachsen, so wachsen auch das spirituelle Herz und der Verstand zusammen. Dadurch dehnt sich der Verstand aus, wandelt sich um und verliert nicht einmal seine früheren Fähigkeiten, sondern wird durch zahlreiche neue Qualitäten bereichert. Es geht also nicht um die Einengung des Verstandes, sondern die Ausdehnung des Herzens, um den Verstand zu überfluten und zu umarmen.

Einmal hat ein Mädchen während meines Vortrags fleißig Notizen gemacht, weil sie plante, einen Artikel über Meditation zu schreiben. Nach dem Vortrag sagte sie mir, dass sie auf all ihre Fragen eine Antwort bekommen hatte und mit mir in allem übereinstimmte. Sie erzählte mir, dass sie im Grunde genommen optimistisch eingestellt ist, aber mitunter käme es – wie ich im Vortrag eben festgestellt hatte – vor, dass ihr Optimismus in einer unerwarteten Situation von negativen Gefühlen unterdrückt wird. Deshalb ist sie auch wie ich der Überzeugung, dass der Verstand mit negativer Dominanz funktioniert. Aber wenn es so ist, so fragte sie, gibt es dann eigentlich Optimismus und wenn ja, was ist es dann? Ich konnte mit der Frage nichts anfangen, blickte nur auf das Mädchen, schloss meine Augen und fing an zu lächeln. Ich spürte, dass nicht ich lächelte, das Lächeln war ganz das Lächeln meines Meisters. Dann hörte ich, wie das Mädchen anfing zu lachen und sagte: „Ich glaube, dass auch Sie nicht…” Jetzt bemerkte ich, wie ich zu sprechen anfing und sehr langsam sagte: „Der Optimismus ist ein zeitweiliger Sieg des Herzens über unseren Verstand.” Als ich das erste Wort sagte, war ich leer, ich hatte keine Ahnung, was das nächste Wort sein würde.  Dem Mädchen ge-fiel diese Formulierung sehr. Sie hielt sie für wunderbar und schrieb sie sofort auf. Das muss ich mir auch aufschreiben, dachte ich, und als das Mädchen wegging, tat ich es auch. Dann kam ich darauf, dass es wirklich stimmte. Der Optimismus und der Pessimismus sind der zeitweilige Sieg des Herzens bzw. des Verstandes übereinander. Wenn das Herz allerdings den Verstand endgültig besiegt, dann wird es weder Optimismus noch Pessimismus geben. Dann wird es nur mehr Sicherheit und Glück geben. Es wird dann nur mehr die frohe Annahme des Lebens geben.

Ein Mädchen befragte mich einmal über etwas. Ich erinnere mich genau, um was es sich handelte, und ich war mir der Antwort sehr sicher, es war eine logische Sache. Das Mädchen wollte allerdings die Antwort nicht akzeptieren. Sie hätte sich eine andere Antwort gewünscht und für die ihr richtig erscheinende Lösung hatte sie eine Menge Argumente. Ich stimmte zu, dass ihre Überlegungen eine Berechtigung hatten, teilte ihr aber – da sie mich gefragt hatte – gleichzeitig mit, was ich für richtig hielt. Das Mädchen suchte nun nach einem Ausweg und fragte mich, ob ich mich vielleicht irre, ob ich mich nie irre. Auch ich selbst war überrascht, wie sicher und entschlossen ich ihr antwortete, dass ich mich nicht irre. Aber ich war noch mehr überrascht, als ich hörte, was ich ihr in der Folge mitteilte: Bezüglich der Probleme meiner Mitmenschen irre ich nie, sagte ich ihr, ich täusche mich nur in meinen eigenen Angelegenheiten. Die Antwort kam von tief innen, ich hatte keine Zeit zu überlegen. Das Mädchen akzeptierte das und ich überlegte mir, warum es so ist. Dann verstand ich. Wenn es um Probleme anderer Leute geht, kann ich völlig losgelöst bleiben, ich bin nicht involviert. Mein Verstand erwacht nicht, es gibt kein Gegenargument. Mein Verstand schläft irgendwo in der Ecke, deshalb kann meine Intuition frei funktionieren. Wenn es aber um mich selbst geht, ist die Gleichgültigkeit, die Losgelöstheit leider vorbei und der Verstand schaltet sich ein. Der Verstand lässt dann dem inneren Wissen nur teilweise freien Lauf oder er versucht, das innere Wissen zu entstellen, weil er etwas beabsichtigt. Das gelingt, weil der Verstand von unseren vitalen Instinkten, vitalen Wünschen unterstützt wird – auch sie nehmen an dem Spiel teil. Das bedeutet, dass man ein perfektes Leben führen könnte, wenn man sich mit den eigenen Problemen nicht identifizieren würde oder anders formuliert, wenn man das Leben unpersönlich aus einer völligen Gelassenheit heraus oder gewissermaßen von einer bestimmten Entfernung aus lenken würde. Dafür würden wir allerdings vollkommene Nüchternheit brauchen oder anders formuliert müssten wir uns dafür von unserem Ego getrennt haben.
Dies ist übrigens auch die Erklärung warum wir die Probleme anderer lösen wollen. Wir sehen sie nämlich viel klarer als unsere eigenen. Infolgedessen kommen wir zu der falschen Vorstellung, dass wir die Welt durch die Mitmenschen verändern, vervollkommnen könnten. Was letztendlich unseren eigenen Frieden und den unserer Mitmenschen untergräbt.

Das Gefühl des Einsseins

Unser spirituelles Herz hat nicht nur die Fähigkeit, die Botschaft unserer inneren Weisheit wahrzunehmen, sondern ist auch fähig, Einssein zu spüren. Jeder Mensch verfügt also potentiell über die Fähigkeit, mit anderen Leuten durch Identifizierung Einssein zu spüren, mit ihnen eins zu werden. Wenn man während der Meditation in sich das weite Wesen spürt, dann kann man das auch in anderen Menschen, in anderen Lebewesen spüren. Ich schaue jemandem in die Augen und fühle die Existenz des gleichen Wesens in ihm, das ich auch in mir spüre, und durch dieses Wesen sind wir eins, bilden wir eine innere Einheit. Das tiefste Ich-Gefühl, die innere Welt meines Mitmenschen, dreht sich um das völlig gleiche Wesen wie das meine.
Das bedeutet, dass ich die Welt nicht nur außerhalb meines Ichs, sondern auch in mir selbst wahrnehme. Wenn ich die Welt nur außerhalb meines Ichs wahrnehme, dann habe ich immer Probleme, denn dann möchte ich sie entweder besitzen oder zumindest nach meinen eigenen Vorstellung verändern. Was außerhalb von mir existiert, besitze ich ja nicht, da es nicht ein Teil von mir ist. In solchen Momenten sehe ich, wie klein ich bin, und dass ich von meinen Mitmenschen getrennt bin, aber in meinem Herzen spüre ich, dass alles in mir ist, alles mir gehört bzw. dass ich alles bin, wenn ich die Welt innerlich umarme.

Wenn ich mich in diesem Bewusstsein halten kann, brauche ich nicht unbedingt an etwas selbst teilzuhaben, das Lächeln Gottes muss nicht unbedingt mir persönlich geschenkt werden, weil alles in mir geschieht, das heißt, ich bin ohnehin daran beteiligt, da ich mich mit demjenigen identifizieren kann, der angelächelt wird. Ich fühle seine Freude und ich freue mich für das, was er bekommt. Ich muss nicht unbedingt etwas selbst verwirklichen, weil er, der auf diese Weise in mir existiert, die Freude des Erfolges in mir erlebt. Die innere Welt ist nichts Anderes als untrennbare Einheit. Wenn ich die untrennbare Einheit spüre, dann erscheint mir die äußere Welt nicht wie durch einen Zaun von mir getrennt. Meine Mitmenschen sind mit all ihren Tugenden und Fehlern mit mir und in mir, deshalb gehören ihre Eigenschaften auch zu mir. Sie ärgern mich nicht, ich nehme sie einfach genau so wie meine eigenen zur Kenntnis. Natürlich kann ich mich über Sinnlosigkeiten ärgern. Aber auch wenn ich einmal meinen Ärger zum Ausdruck bringe, bleibt der Wasserspiegel im Ozean meines Herzens ruhig, glatt und völlig unerschüttert. Innerlich kann ich nie richtig wütend sein, sosehr ich mich auch über Unvollkommenheiten ärgern mag. Da diese Unvollkommenheiten mir gehören, akzeptiere ich sie und versöhne mich mit ihnen. Obwohl ich meine Meinung kategorisch zu sagen pflege, werde ich innerlich nie zornig, weil mich Ärger nicht mehr wirklich überkommt.

Bei der Öffnung des spirituellen Herzens kann man neben dem subjektiven Gefühl des Einsseins, das allein uns zu ändern vermag, auch physische Erfahrung machen. Meine erste derartige Erfahrung hatte ich in der Schweiz, bei einem Treffen von Schülern Sri Chinmoys. Es geschah in der Pause nach der Meditation. Wir standen in einem flurartigen Vorzimmer und unterhielten uns. Ich wollte die Treppe eben hinuntergehen, als ich ohne besonderen Anlass zurückblickte. Mein Blick fiel auf einen Jungen, einen alten Schüler. Er war in Europa unter den ersten Schülern. Als ich plötzlich spürte, wie sich mein Körper umgestaltete, musste ich stehen bleiben. Ich war er geworden. Meine Gesichtszüge veränderten sich, ich besaß völlig sein Gesicht und spürte, dass sich auch mein körperliches Maß veränderte, ich war ebenso groß geworden wie er. Er verdoppelte sich einfach durch mich. Dann ging ich zur Treppe und fand es sehr interessant, dass er dort oben steht und spricht und der andere „er” die Treppe hinuntergeht. Das war eine interessante, angenehme, leichte Erfahrung. Mein Verstand konnte lange nicht zu sich kommen und verstehen, wie es sein kann, dass er sich verdoppelt hat bzw., wo ich geblieben war. Damals glaubte ich, dass auch er die Identifizierung spüren musste. Inzwischen weiß ich, dass dies nicht der Fall ist. Andere spüren nicht, was du spürst, das ist wie bei allen physischen Gefühlen.

Dann überkamen mich derartige Erfahrungen bei meinen Familienmitgliedern. Die Familie, also meine Frau und die zwei Kinder, saßen häufig schon zu Tisch und ich kam ein wenig später. Wenn ich mich hinsetzte, spürte ich manchmal plötzlich, dass ich meine Frau war, oder der eine oder der andere Sohn. Besonders interessant wurde es, wenn ich die drei Familienmitglieder gleichzeitig spürte oder wenn ich von einem in den anderen “durchblitzte”. Da fing ich dann immer an, die vierte Person zu suchen. Es gab immer eine vierte Person, die ich jetzt nicht fand, die eigentlich ich war. Jetzt hatte ich sie verloren. Jetzt vermisste ich sie.

Einmal hatte ich mit der Identifizierung ein schreckliches Erlebnis. Das geschah in den ersten Meditationsjahren in meiner Praxis. Es kam ein Patient zu mir, der Zahnschmerzen hatte und von zwei Menschen begleitet wurde. Ich wollte die begleitenden Personen hinausschicken. Einer der Herren zog sich ins Empfangszimmer zurück, aber der andere wollte nicht von der Seite des Patienten weichen. Als ich mit ihm debattierte, wandte sich der Patient um und starrte den Mann, der ihn begleitete, an. Das beobachtete ich nicht, ich spürte den Patienten nur in meinem Rücken und wandte mich dann auch zu ihm um. Als ich ihm in die Augen schaute – ich weiß nicht, was da passierte, aber ich fing an zu schreien und bekam einen Wutanfall. Deutlich spürte ich, wie ich von einer furchtbaren Kraft überrollt wurde. Meine Gesichtsmuskeln wellten sich und begannen krampfhaft zu tanzen, mein ganzer Körper versteifte sich wegen der aggressiven Kraft, die mich überkam. Meine Muskeln kontrahierten sich in so unglaublicher Weise, dass sie sich zu Knoten über den Knochen verkürzten. Ich spürte eine derart zerstörerische Kraft in mir, als ob ich eine Bombe hinuntergeschluckt hätte. Ungestüm jagte ich alle drei Männer aus der Praxis und sie flohen vor mir. Alle um mich herum hatten Angst vor mir, das sah ich. In diesem Moment hätte ich bestimmt jemanden töten können, ich konnte kaum atmen, weil die Spannung nicht menschlich war. So floh ich zum Fenster, öffnete es und lehnte mich hinaus. Etwas Kleines, was noch von mir übriggeblieben war, fing an, für mich um Hilfe zu schreien, aber aus meiner Kehle kam nur Geröchel. Innerlich flehte ich sehr intensiv. Das ging so lange, bis auch mein Mund zu wiederholen begann: „Guru hilf mir, Guru hilf mir, Guru rette mich…“, ich hörte, wie ich es sagte. Ich rief meinen Meister. Dann verschwand plötzlich dieser Zustand.
Nachdem wieder alles in Ordnung war, fragte ich, wer dieser Patient war. Die Assistentin antwortete, dass dieser Mann aus dem Gefängnis kam, er war ein zu lebenslänglicher Haft verurteilter Mörder, der von seinem Wachpersonal begleitet wurde.  Die Assistentin sagte mir, sie hätte diesem Patienten mit meiner Einwilligung einen Termin gegeben. Anscheinend hatte ich es vergessen. Der Mörder und sein Bewacher warteten im Wartezimmer in der Hoffnung, dass ich den Mann vielleicht doch noch drannehmen würde. Ich behandelte ihn dann, entschuldigte mich und zog ihm einen Zahn. Meine Assistentin bemerkte später mir gegenüber, dass sie Atheistin sei, sie glaube weder an Gott noch an den Teufel, aber heute hatte sie in mir den Satan gesehen, mein Gesicht hatte Knoten, ich hatte eine dunkelgrüne Farbe und sie überkomme wieder Angst, wenn sie an meine Augen denke.

Dann durchlief ich eine Periode, wo ich mich mit allen außer meinem Meister identifizieren konnte. Ihn fand ich all zu vollkommen und unerreichbar. Das ärgerte mich ein bisschen, weil ich doch lieber Er als sonst jemand sein wollte. Die Schüler meditieren auf das “Transzendentale Bild” von Sri Chinmoy. Dieses Foto stellt für uns nicht einen Menschen, nicht einen Gott, sondern einen, für uns als Ziel gesehenen, Bewusstseinszustand dar. Einmal waren wir in einer Wohnung, wo viele Schüler wohnten, ich erinnere mich nicht mehr, wo das war. Überall war das Transzendentale Foto zu sehen. Ohne mir Gedanken zu machen, ging ich mit leerem Kopf an den Bildern vorbei und wunderte mich. Nun schau mal, dachte ich mir, die haben überall mein Foto aufgestellt. Natürlich lächelte ich anschließend darüber, weil mir mein Irrtum bewusst wurde, aber seither habe ich immer das Gefühl, dass ich mein eigenes Foto sehe. Während meiner Vorträge über Yoga ist es oft vorgekommen, dass Leute aus dem Auditorium glaubten, das Transzendentale Foto stelle mich dar. Eine Dame teilte mir nach dem Vortrag mit, dass ihr alles, was ich gesagt hatte, wunderbar gefiel, aber was sie nicht verstehen könne sei, dass ich mein eigenes Foto auf den Tisch stellte. Ein anderes Mal baten mich zwei Frauen, den Namen des Künstlers zu nennen, der dieses wunderbare Bild von mir gemacht hatte. Ich antworte immer, dass ich es leider nicht bin, der auf diesem Foto abgelichtet ist. Noch nicht bzw. noch immer nicht. Ich bin überzeugt, dass jeder aufrichtige Schüler von Guru dieses Bild, dieses Bewusstsein innerlich verwirklichen wird. Das beginnt so: Wenn ich sehr intensiv, sehr gut  meditiere, dann vereinen sich mein Verstand und der „Verstand”, der sich hinter dem Foto versteckt. Dann kommt es zu einer Vereinigung, bei der – um es bildhaft zu beschreiben – nicht eine Öffnung zweier Zimmer zueinander auftritt, sondern nur mehr ein gemeinsamer Raum existiert. In solchen Fällen kann mich in meiner Meditation nichts mehr stören. Alles kann durch die Öffnung in die Weite hinter dem Bild verschwinden. Meiner Meinung nach ist es deswegen so, weil das Transzendentale Bild ein formaler Ausdruck des universellen Bewusstseins ist. Deshalb gibt es dort viel, sehr viel Platz für uns alle, die nach dem grenzenlosen Bewusstsein streben.
Heutzutage kümmere ich mich nicht mehr um Identifizierung, ich bemühe mich nicht darum. Sehr selten identifiziere ich mich mit anderen Menschen, manchmal kommt das spontan bei meinen Mitschülern oder bei einigen Patienten, die ich in der Praxis behandle, aber viel öfter geschieht das nun mit Guru. Wenn ich mich zur Meditation hinsetze, ist es für mich egal, ob Guru anwesend ist oder nicht, ich kann innerlich immer seine Körperhaltung und seine Mimik annehmen. In diesen Momenten spüre ich, dass ich Er bin. Aber das passiert nicht nur während der Meditation. Ich kann das praktizieren während ich etwas mache oder sage oder nur einfach lache. Dann spüre ich sein Lächeln auf meinem Gesicht, ich spüre seine Mundhaltung und seine Bewegungen. In diesem Fall ist mein Blick nicht nur mein eigener Blick. Ich fühle, dass Er es ist, der auf jemanden oder auf etwas schaut. Das passierte am Anfang ganz spontan, und in solchen Augenblicken zweifelte ich nicht daran, dass ich das Richtige sagte und machte.

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